Seit unserer Gründung verfolgen wir bei Wilde Wälder eine klare Vision: Unsere Schutzgebiete sollen nicht nur frei von forstwirtschaftlicher Nutzung sein – sondern auch zu einem sicheren Refugium für Wildtiere werden. Dazu gehört für uns untrennbar, dass in unseren Wäldern nicht gejagt wird. Doch was auf den ersten Blick wie eine Selbstverständlichkeit klingt, entpuppt sich in der Praxis als langwieriger und rechtlich schwieriger Prozess. Vor über einem Jahr haben wir Euch zuletzt über unsere Bemühungen für eine sogenannte jagdliche Befriedung informiert. Nun gibt es Neuigkeiten – auch wenn der große Durchbruch leider noch auf sich warten lässt.
Warum unsere Schutzgebiete jagdfrei werden sollen
Der Schutz wildlebender Tiere ist für uns untrennbar mit dem Gedanken echten Naturschutzes verbunden. Wilde Tiere brauchen Rückzugsräume – insbesondere in einer dicht besiedelten Kulturlandschaft wie Deutschland.
Unsere Schutzgebiete sollen daher anders sein: Orte, an denen Rehe, Füchse, Wildschweine und Vögel nicht bejagt werden. In denen sich natürliche Gleichgewichte ungestört entwickeln können. In denen auch ein Wolf wieder willkommen ist – nicht als Störenfried, sondern als Teil eines intakten Ökosystems.
Unser Streben für eine jagdliche Befriedung ist dabei kein Kampf gegen Jäger, sondern ein Einsatz für eine alternative Vision des Zusammenlebens mit Wildtieren – getragen von unseren ethischen und ökologischen Überzeugungen und gestützt durch die wachsende gesellschaftliche Debatte über die Rolle der Jagd im Naturschutz.
Jagdliche Befriedung – was das rechtlich bedeutet
Zwangsbejagung und Jagdgenossenschaften in Deutschland
Doch was genau bedeutet eigentlich jagdliche Befriedung – und warum ist sie so schwer zu erreichen?
Wer in Deutschland ein Stück Wald besitzt, ist in aller Regel automatisch Teil einer Jagdgenossenschaft. Die Folge: Die eigenen Flächen werden zwangsweise fremdbejagt – auch gegen den Willen von Waldeigentümern wie uns. Zwar gibt es eine Möglichkeit, sich aus dieser Pflicht zu befreien – insbesondere aus ethischen Gründen – doch der Weg dahin ist rechtlich steinig und in vielen Bundesländern so gut wie aussichtslos.
Jagdliche Befriedung in Rheinland-Pfalz
Alle unsere Schutzgebiete befinden sich aktuell in Rheinland-Pfalz. Das bedeutet: Maßgeblich ist das Landesjagdgesetz Rheinland-Pfalz. Anders als in einigen anderen Bundesländern fehlen dort bislang konkrete Regelungen, um eine Befriedung aus ethischen Gründen zu ermöglichen.
Deshalb sind wir – trotz juristischer Begleitung – bisher gezwungen, den Status quo hinzunehmen. Das erschwert unser Ziel, eine rechtssichere jagdliche Befriedung unserer Schutzgebiete in Rheinland-Pfalz umzusetzen.
Was das für unsere Schutzgebiete konkret bedeutet
Aktuell lässt sich daher für keine unserer Flächen ausschließen, dass dort gejagt wird. Zwar achten wir darauf, nur Gebiete zu übernehmen, in denen weder Hochsitze stehen noch sonst irgendwelche augenscheinlichen Anzeichen für eine aktive Bejagung vorliegen. Doch rein rechtlich bleibt die Jagd erlaubt – eine jagdliche Befriedung durch uns ist derzeit rechtlich nicht möglich – auch nicht mit Klage.
Aktueller Stand: Was unsere Tierschutzanwältin empfiehlt
Bereits vor über einem Jahr haben wir gemeinsam mit unserer auf Tierschutzrecht spezialisierten Anwältin die juristische Prüfung für eine mögliche Befriedung unserer bislang größten Schutzfläche angestoßen. Das Ergebnis war jedoch ernüchternd: Unter den derzeit geltenden gesetzlichen Rahmenbedingungen hätte eine Klage keine Aussicht auf Erfolg – würde gleichzeitig aber mit enormen Kosten einhergehen.
Im Frühjahr 2024 wurde uns aber auch signalisiert, dass eine Reform des Landesjagdgesetzes bevorsteht. In diesem Zuge haben wir gehofft, dass auch eine Regelung zur Befriedung aus ethischen Gründen aufgenommen wird – wie es sie in einigen anderen Bundesländern bereits gibt.
Inzwischen liegt der Gesetzentwurf dem rheinland-pfälzischen Landtag zur Beratung vor. Nach der ersten öffentlichen Anhörung lässt sich jedoch noch nicht mit Sicherheit sagen, ob – und in welchem Umfang – die jagdliche Befriedung darin tatsächlich Berücksichtigung findet. Eine ausdrückliche Regelung zur jagdlichen Befriedung ist in den offiziellen Verlautbarungen bisher jedenfalls nicht erkennbar.
Unsere Anwältin steht hierzu in engem Austausch mit dem Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität des Landes Rheinland-Pfalz und hakt regelmäßig nach. Sie bestätigt uns: Noch ist unklar, ob das neue Gesetz die nötigen Grundlagen für eine erfolgreiche Befriedung schaffen wird. Sollte dies jedoch der Fall sein, könnten unsere Schutzgebiete – endlich – rechtssicher und dauerhaft jagdfrei werden.
Bis dahin bleibt uns nichts anderes übrig, als weiter geduldig zu warten. Ein juristischer Vorstoß zum jetzigen Zeitpunkt hätte laut Einschätzung unserer Anwältin keinerlei Aussicht auf Erfolg und würde lediglich Ressourcen binden, die wir lieber sinnvoll für den Schutz weiterer Wälder einsetzen möchten.
Unsere Hoffnung bleibt, dass die Gesetzesreform endlich den Weg für eine rechtlich abgesicherte jagdliche Befriedung ebnet.
Unsere Vision: Ein Refugium für Wildtiere – bald auch ohne Jagd
Auch wenn die Situation herausfordernd bleibt, sind wir optimistisch: Noch nie war das Thema Tierschutz in der Jagdgesetzgebung so präsent wie heute. Die öffentliche Debatte wächst – und mit ihr die Chance, dass auch unsere Vision einer jagdfreien Wildnis endlich Realität wird.
Wir bleiben also dran. Und wir sind zuversichtlich, dass unsere Wälder schon bald zu echten Rückzugsräumen für die heimische Tierwelt werden. Die vollständige jagdliche Befriedung wäre dabei der entscheidende Meilenstein.
Gemeinsam für jagdfreie Wälder – jagdliche Befriedung jetzt schon unterstützen
Obwohl wir derzeit noch auf die gesetzliche Grundlage für eine jagdliche Befriedung warten, bereiten wir uns bereits auf den Tag vor, an dem wir aktiv werden können. Denn wenn das neue Gesetz kommt, möchten wir sofort handeln können – auch finanziell.
Dafür sammeln wir schon jetzt gezielt Spenden, um unsere Schutzgebiete in Zukunft konsequent vor der Jagd zu bewahren. Mit Deiner Hilfe können wir vorbereitet sein – und eines Tages sagen: In unseren Wäldern darf die Natur wieder Natur sein – ganz ohne Jagd.
👉 Hilf mit, unsere Wälder jagdfrei zu machen: